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Rezensionen zu Neuerscheinungen
1998 - 2001
 

 

     
    Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (Hrsg.):
    Zeitungen '99. Jahrbuch des BDZV
    Bonn: ZV Service GmbH 1999. 438 Seiten, 35,00 DM, ISBN 3-929122-70-7

    (vo) Das Jahrbuch "Zeitungen" des BDZV ist auch im 13. Jahrgang wieder ein sehr nützliches Kompendium für die Betrachtung des Marktes der deutschen Tagespresse. 18 Autoren beschreiben in zumeist knappen Aufsätzen vielschichtig die Leistungsbilanz und die Probleme der Branche unter Verwendung umfangreicher Tabellen und Schaubilder mit harten Zahlen.

    Aus der Vielzahl der Erkenntnisse zur wirtschaftlichen Lage, erfasst von Dieter Keller, hier einige wenige Appetiser:
    - Die Kluft zwischen West- und Ostdeutschland öffnet sich insbesondere in den Zeitungsauflagen und in den Anzeigenerlösen weiter. Der Westen verzeichnet eine Umsatzsteigerung von 5,1 Prozent, der Osten lediglich von 1,5 Prozent.
    - Im Westen liegt der Anteil der Vertriebserlöse bei durchschnittllich 36,4 Prozent, im Osten bei 43 Prozent.
    - Bei den Anzeigenerlösen gibt es insgesamt gesehen eine Trendwende zum Positiven, bei den Vertriebserlösen aufgrund der leichten Auflagenverluste hingegen nicht.

    Besondere Aktualität erlangt angesichts der Auseinandersetzungen um tägliche Gratiszeitungen in Köln und München der Artikel von Inez Bauer über kostenlose Zeitungen. Leider unterbleibt hier aber nach althergebrachter BDZV-"Tradition" jegliche Selbstkritik und Selbsterkenntnis über vergangene Versäumnisse und Fehler des Verbandes in dieser absehbaren Entwicklung.

    Hervorzuheben ist weiterhin der sehr prägnante Aufsatz "Zeitungen online" von Thomas Breyer-Mayländer. Auch der Beitrag von Kerstin Rosenfeld über Wirtschaftsberichterstattung und Wirtschaftspresse ist im Kontext der Markteinführung der deutschen "Financial Times" eine gute Hintergrundinformation.

    Schließlich ist auch das Institutionenverzeichnis und die Übersicht über Gremien und Namen ihrer Akteure eine aktuelle Hilfe für jeden, der sich mit Themen der Tagespresse befasst.
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    Ciesinger, Kurt Georg und Rainer Ollmann (Hrsg.):
    Vom Druckunternehmen zum Mediendienstleister. Unternehmensstrategien beim Übergang in die Informationsgesellschaft (=Medienzukunft heute, 1).
    Münster: LIT-Verlag 1998. 248 Seiten, 39,80 DM, ISBN 3-8258-3646-0

    (vo) Der vorliegende Sammelband dokumentiert die Ergebnisse von zwei öffentlich geförderten Projekten, in denen zum einen die Optimierung der Produktion in Druckereibetrieben, zum anderen Wege der Druckbranche zu einer multioptionalen Medienwirtschaftsbranche untersucht wurden.

    In sechs Kapiteln resümieren die fünf Autoren ihre Ergebnisse. Das erste Kapitel zeigt als Standortbestimmung die aktuellen Veränderungsprozesse mit folgenden Themen auf: gewandeltes Nutzerverhalten im Medienmix, Entgrenzung der Medienbranchen, Elektronisierung der Druckvorstufe, Verschwinden der Zwischenstufe und Automatisierung der Produktionskette. Die Autoren Ciesinger und Ollmann sehen die Druckindustrie nicht bedroht, im Gegenteil verfüge sie mit ihren heutigen Kunden zugleich über beste Marktzugänge zu den Nachfragern neuer Mediendienstleistungen. Als zentrales Hemmnis bei der Entwicklung neuer Medienangebote wird in kleinen und mittelständischen Firmen das Management identifiziert: Dessen Orientierungslosigkeit lähmt die Betriebe und bringt sie angesichts der raschen Entwicklungsdynamik in Zeitverzug - die neuen Marktstrukturen festigen sich ohne sie. Daher ist das Credo der Autoren die unspezifische, produktunabhängige Herstellung "höchstmöglicher Flexibilität der Strukturen" im Unternehmen (17). Traditionelle produktbezogene Erfolgsfaktoren (z.B. Produktqualität, Termintreue, Effizienz, Produktionszeit, Wirtschaftlichkeit) sind durch neue Erfolgsfaktoren zu ergänzen (z.B. Flexibilität, Arbeitsplatzqualität, Kooperation).Entsprechend geht es in den weiteren Kapiteln vorwiegend um das "Management von Nichtroutineprozessen" (18) in den Bereichen Organisation, Innovation und Kompetenzentwicklung.

    Die weiteren Kapitel behandeln 2) ein Projektmanagment-Modell, 3) Organisations-
    prozesse und 4) ein Organisationsmodell, 5) die Mitarbeiter-Qualifizierung sowie 6) die Qualifizierung von Führungskräften. Der formulierte, Anspruch, daß jedes Kapitel für sich eigenständig gelesen und verstanden werden kann, wird eingelöst.

    Die Hinweise in diesen Kapiteln sind für Manager in Druckunternehmen wertvolle Anregungen, die nicht nur zum Nachdenken über althergebrachte Überzeugungen Anlaß geben. Sie bieten auch Orientierung für das Aufbrechen gewohnter Arbeitsweisen und Erfolgskriterien, mithin für das Beschreiten neuer Wege. Diese führen in der Druckindustrie von der bisherigen Fertigung einer Palette von Standardprodukten hin zur Bearbeitung von Projektaufträgen mittels eines je spezifischen Produkt-/Dienstleistungsmixes.
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    Ciesinger, Kurt Georg und andere (Hrsg.):
    Print & Publishing 2001 (=Medienzukunft heute, 3)
    Münster: LIT-Verlag 1998. 176 Seiten, 39,80 DM, ISBN 3-8258-3849-8

    (vo) Das erklärte Ziel dieses Forscherteams ist es, marktgerechte Multimedia-Strategien für die Druckbranche zu entwickeln, die von normal innovativen Betrieben auch umsetzbar sind.
    In dem vorliegenden Band werden Ergebnisse entsprechender Projekte zu einem "Kompetenzprofil Multimedia" zusammengeführt. Zugleich werden diese Erkenntnisse mit den Resultaten aus vier bundesweiten Unternehmens- und Kundenbefragungen in der Medien- und Druckbranche verglichen. Schließlich benennt der Band die Erfolgsfaktoren neuer Multimedia-Dienstleister anhand von drei Fallstudien. Am Ende jedes Kapitels finden sich Zusammenfassung und Schlußfolgerungen, damit ist eine kompakte Schnellsichtung möglich.
    Die Ergebnisse aus den Befragungen sind zumeist nicht überraschend, geben im Detail jedoch aufschlußreiche Hinweise sowohl über zukünftig notwendige Ausrichtungen am Markt als auch hinsichtlich der personellen und organisatorischen Problemfelder (z.B. Identifiktion mit dem Unternehmen, Informationsfluß), die wohl gegenwärtig die Leistungsfähigkeit von Druckunternehmen mindern. Insofern hält auch dieser Band der Schriftenreihe "Medienzukunft" praxisrelevante Anregungen zum Management und zur Positionierung von Druckunternehmen bereit.

    Einige zentrale Ergebnisse: Die meisten Druckunternehmer sehen zur Zeit in den Multimediamärkten weder Potentiale noch Bedrohungen für ihre Firmen. Allerdings schätzt jeder dritte Geschäftsführer sein Wissen um diesbezügliche Erwartungen der Kunden, Qualifikationserfordernisse, Markt- und Technikentwicklungen als "eher schlecht" ein; es besteht somit ein hoher Orientierungsbedarf.
    Eine Stammkundenbefragung von Vorstufenunternehmen zeigt sich auf, daß einerseits eine Angebotserweiterung der Druckunternehmen um Beratungsleistungen im Bereich "Neue Medien" überwiegend nicht oder nur als kostenlose Zusatzleistung erwartet wird. Andererseits sind 70% der Kunden im Bereich Online-/Offline-Publishing mit Projekten involviert. Die Autoren schließen hieraus, daß die heutigen Kunden der Druckindustrie keine Kernkompetenz in diesem Bereichen zutrauen. Sie sehen in verspäteteten oder unterbliebenen Aktivitäten eine erhebliche Gefährung mit der Folge von Abwanderungen der bisherigen Kundschaft aufgrund von substituierenden Eigenschaften der elektronischen Medien.
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    Vogel, Andreas:
    Die populäre Presse in Deutschland. Ihre Grundlagen, Strukturen und Strategien.
    München: Reinhard Fischer 1998. 310 Seiten, 49 DM, ISBN 3-88927-222-3

    (Klappentext:)
    - Bilden Zeitschriften eine eigene Mediengattung?
    - Wie sind Zeitschriften als Teil der Presse klassifizierbar?
    - Wie gut ist die pressestatistische Datenlage?
    - In welche Gruppen sind populäre Zeitschriften zu untergliedern?
    - Wie hat sich der Markt der populären Presse in Deutschland seit 1975
      ausdifferenziert?
    - Nach welchen Mustern entwickelt sich die Gattung der Populärpresse?
    - Was bestimmt das verlegerische Handeln bei der Herausgabe von Zeitschriften?

    Mit diesen zentralen Fragen setzt sich das vorliegende Buch auf der Grundlage einer völlig neu erhobenen Materialbasis kompakt auseinander. In die Arbeit sind Daten zu über 1.500 Zeitschiften eingeflossen, davon werden über 1.000 Titel im Anhang nachgewiesen.

    Zeitschriften werden heute selten als Teil einer zukünftigen Informationsgesellschaft debattiert. Tatsächlich aber sind z.B. die Umsätze mit Zeitschriften in Deutschland höher als diejenigen mit Fernsehprogrammen. Die Wissenschaft hat sich aufgrund seiner Heterogenität auch nur sporadisch und diskontinuierlich mit diesem Gegenstand beschäftigt. Diesem Problem stellt sich diese Arbeit grundlegend. Ihre Vorschläge für eine Pressesystematik, welche die Erfassung und Kategorisierung von Zeitschriften erlaubt, bieten allen, die sich mit Zeitschriften und ihrer Erforschung befassen, wichtige Anregungen.
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    Meckel, Miriam:
    Redaktionsmanagement. Ansätze aus Theorie und Praxis.
    Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1999. 271 Seiten, 42 DM, ISBN 3-531-12980-5

    (md) Die immer stärkere Ausdifferenzierung des Medienmarktes und der damit verbundene Wettbewerbsdruck bedingen, daß redaktionelle Arbeit auch von angestellten Journalisten nicht mehr unabhängig von den ökonomischen Rahmenbedingungen gestaltet und betrachtet werden kann. Management-Theorien haben nicht nur Einzug in die Führungsetagen der Medienkonzerne gehalten, auch die leitenden Personen in den Redaktionen sehen sich zunehmend mit Management- Funktionen betraut. Redaktionsmanagement soll als Hauptziel die publizistische Qualität und den Markterfolg in Einklang bringen.

    Ausgehend von diesen Überlegungen (Kapitel 1) sind die folgenden fünf Hauptkapitel den funktionalen Teilbereichen des Redaktionsmanagement gewidmet: Qualitätsmanagement, Redaktionsorganisation, Personalmanagement, Kostenmanagement und redaktionelles Marketing. Die Autorin ist hierbei um eine systematische Gesamtschau bemüht und verbindet zentrale Begriffe und Theorien der Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften mit Beispielen aus der Medienpraxis.

    So entsteht ein umfassender Katalog von Managementfunktionen, der von unternehmensbezogenen Hierarchiemodellen, über Vor- und Nachteile des Outsourcing, Methoden der Marktforschung bis hin zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes reicht. Für Leser, die sich in die Themenbereiche einarbeiten wollen, bietet das Buch entsprechend einen breiten und stets auf die Medien bezogenen Überblick. Aus medienökonomischer Sicht jedoch erscheint die durch die Gesamtschau bedingte Entgrenzung des Management-Begriffs problematisch. Da eine überwiegend idealtypische Beschreibung der Managementaufgaben und -funktionen vorherrscht, bleibt häufig unklar, ob die Entscheidungen in der Praxis auch auf der Redaktionsebene gefällt werden: Räumen Geschäftsführungen ihren Redaktionen tatsächlich all diese Managementkompetenzen ein? Insofern sind die von der Autorin geführten Interviews mit Medienmanagern (Kapitel 8 Praxis des Redaktionsmanagements) nicht wirklich für die Darstellung fruchtbar gemacht worden. Die Frage, inwieweit sich ein neuer Beruf des "Redaktionsmanagers" herausbildet (vgl. Interview mit Maria Oppitz, "TV-Spielfilm") wird bezeichnenderweise im Ausblick (Kapitel 7) nicht berührt.
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    Möllmann, Bernhard:
    Redaktionelles Marketing bei Tageszeitungen.
    München: Verlag Reinhard Fischer 1998. 418 Seiten, 49 DM, ISBN 3-88927-221-5

    (md) "Was wissen Zeitungsredaktionen vom Leser und für wie wichtig werden solche Informationen eingeschätzt?" (S.2). Mit dieser Kernfrage umschreibt der Autor in der Einleitung den Begriff des "redaktionellen Marketings", dem sich die erklärt journalistikwissenschaftliche Untersuchung in den folgenden 7 Kapiteln zunächst ausführlich systematisch-theoretisch und dann in begrenztem Umfang empirisch widmet.

    Auf ein Kapitel zum Marketing-Begriff und dessen Spezifik im Zeitungsverlag (45 Seiten) folgt eine ausführliche Exploration des Marketings im redaktionellen Bereich (145 Seiten). Hierbei wurde eine Fülle von Studien ausgewertet, die ein tatsächliches Marketing-Verhalten in Redaktionen entweder nahelegen oder als nachrangig erscheinen lassen. Zwar haben nach empirischen Kommunikator-Studien die Journalisten ein überwiegend positives Bild ihres Publikums, aber Rahmenbedingungen wie z.B. Routineprogramme in Redaktionen oder der PR-Einfluß auf redaktionelle Inhalte lassen in der Praxis auf ein nur eingeschränktes Marketing-Verhalten schließen. Überdies bleiben die in der Mediaforschung erhobenen Leserschaftsdaten oft Herrschaftswissen der Verlagsleitungen und wirken sich folglich nicht auf die Redaktionsarbeit aus. In diesem Teil des Buchs benennt der Autor zudem eine Reihe von zentralen Veränderungen im Umfeld des redaktionellen Marketings von Tageszeitungen (wachsende Bedeutung von Zielgruppen wie Senioren und Ausländer, Konkurrenz durch neue Medien etc.) und auf neuere redaktionelle Konzepte im Rahmen der Produktpolitik (z.B. mehr lokale und regionale Profilierung, mehr Analyse und Hintergrund-Informationen, Lebenshilfe).

    Es folgt ein Kapitel zur theoretischen Einbindung des redaktionellen Marketings in die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, worin einem systemtheoretischen Ansatz der Vorzug gegeben wird (72 S.). Marketingstrategien werden hierbei als "Zweckprogramme" eingestuft, "(...) die einerseits zur Selbstbeobachtung des Systems und andererseits darauf angelegt sind, das Publikum besser situativ zu inkludieren." (S.256). Es bleibt zu fragen, ob eine Integration des genuin ökonomischen Marketing-Begriffs in ein systemtheoretisches Journalismus-Konzept hilfreich ist, solange die verlegerischen Markt- und Produktstrategien als "systemgefährdend eingestuft werden, wenn sie dem journalistischen Code zuwiderlaufen." (S.256)

    Der empirische Teil der Arbeit eröffnet mit einer Literaturübersicht zu bisherigen Studien (25 S.) und einer Darlegung des Vorgehens der Untersuchung (5 S.). Die Ergebnisse der schriftlichen Befragung von Chefredakteuren der Hauptausgaben publizistischer Einheiten (Rücklauf 84 Fragebogen = 62,2 %) werden auf 82 Seiten präsentiert. Ein wichtiges Ergebnis sind Defizite der Redaktionen an Informationen über ihre Leserschaft: jede sechste Vollredaktion verfügt weder über spezifische Copytests oder eine Leserbefragung zu ihrem Titel. Leider gibt die Befragung wenig Aufschluß über das Zusammenspiel von Verlagsleitung bzw. Geschäftsführung und Chefredakteur in Fragen des Marktings, dessen grundlegende strategische Ausrichtung im theoretischen Teil der Verlagsleitung zugerechnet wird (S.38).
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    Gestaltung

    Koetzle, Michael und Carsten M. Wolff:
    Fleckhaus - Deutschlands erster Art Director
    München: Klinkhardt & Biermann 1998. 304 Seiten, 168 DM, ISBN 3-7814-0405-6

    (md) Mangelnde Information über die Akteure der populären Presse ist einer von vielen weißen Flecken der Forschung über diese Pressegattung. Während sich noch Biografien über prominente Verleger finden lassen, bleiben Werdegang und Werkzusammenhang der "Kreativen" weitgehend unbekannt. Die Arbeit der gestalterisch tätigen Personen wird noch viel stärker als die der Journalisten von der breiten Leserschaft als selbstverständlich hingenommen. Dies gilt selbst für einen über reine Fachkreise hinaus bekannten Art Director wie Willi Fleckhaus (1925-1983), dem in einem - seinem Schaffen gemäßen - ästhetisch sehr ansprechenden, aufwendigen Bildband diese Monografie gewidmet ist. Der Mitautor Michael Koetzle hat 1995 bereits eine Ausstellung über die von Fleckhaus wesentlich geprägte Zeitschrift "twen" konzipiert und einen Katalog dazu vorgelegt.

    Die Bandbreite der Tätigkeit von Willy Fleckhaus im Feld der "visuellen Kommunikation" wird im vorliegenden Buch durch eine Zweiteilung gefaßt: die ersten rund 150 Seiten sind den Bereichen Journalismus, Fotografie und Zeitschriftengestaltung gewidmet (Autor Michael Koetzle), die folgenden 100 Seiten der Buchgestaltung, Werbung und Lehre (Autor Carsten M. Wolff). Ein bebilderter Lebenslauf, eine Sammlung von Texten von und über Fleckhaus sowie ein umfangreicher biografisch-bibliografischer Anhang, Anmerkungen und Register erhöhen den Nutzwert des Bildbandes.
    Die Texte rekonstruieren nicht nur den beruflichen Werdegang von Willy Fleckhaus, künstlerische Einflüsse und Kontakte, sondern sie integrieren darüber hinaus auch eine Vielzahl von Fakten und Interna aus den relevanten Zeitschriftenredaktionen und Verlagen. Gerade die Tatsache, daß die Autoren die verfügbaren Zeitzeugen befragt haben - eine Reihe von Gesprächen sind auch ausführlicher abgedruckt - , eröffnet einen facettenreichen Blick auf die "Blattmacher" der deutschen Nachkriegsgeschichte.

    Fleckhaus ist jenseits seiner kontinuierlichen Arbeit bei "twen" und später dem "Frankfurter Allgemeine Magazin" auch für das Redesign einer Reihe von großen Zeitschriftentiteln verpflichtet worden: u.a. bei "Quick", "Für Sie", "ADAC-Motorwelt". Dabei zeigte sich, daß die von ihm entwickelte Doppelseiten-Ästhetik hier zuweilen mit den kommerziellen "Sachzwängen" kollidierte: "Anzeigen, oder schlimmer noch: Kleinanzeigen, hatten in Willy Fleckhaus visuellem Kosmos keinen Platz." (S.111) Dennoch war Fleckhaus nicht elitär: "Indem Fleckhaus sein Talent dem Medium Illustrierte zur Verfügung stellte, suchte er das große Publikum, ohne sich einem, wie immer gearteten, Publikumsgeschmack unterwerfen zu wollen." (S.32).
    Es macht die Qualität dieses Buches aus, daß es die ästhetischen Aspekte des Zeitschriften-Machens in ihren personellen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen jeweils gleichermaßen kompetent darstellt.
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    Turtschi, Ralf:
    Mediendesign. Zeitungen, Magazine, Screendesign.
    Sulgen (CH): Verlag Niggli 1998. 349 S. 155 DM.ISBN 3-7212-0327-5.

    (do) Mit einer zweckdienlichen Gestaltung von Text und Bild kann selektives Wahrnehmen in den Medien wesentlich erleichtert werden." (S.7) Der Autor dieses aufwendig ausgestatteten, großformatigen Bildbandes zum Thema Mediendesign vertritt eine konsumentenortientierte Designauffassung. Auf Seite 247 formuliert Turtschi nochmals deutlicher: "Design hat die Aufgabe, den redaktionellen Inhalt zielpublikumsgerecht und konsumentenfreundlich in dramaturgisch spannender Form aufzubereiten.

    Das Buch behandelt eine Fülle von Aspekten, welche die optische Gestaltung von Printprodukten und ihrer modernen Varianten in Multimedia und Internet betreffen: Schriftauswahl, Erstellung eines Satzspiegels, Umbruch, Bildquellen, Bildanordnung, Digitalisierung von Bildern, Digitaldruck, Ausrichtung auf Zielgruppen usw.
    Eine Vielzahl von Abbildungen und Beispielen veranschaulicht diese Ausführungen. Dennoch ist das Buch, wie man meinen könnte, kein Handbuch oder Lehrbuch für Art-Directoren. Vielmehr werden hier Kenntnisse aus der Typografie, Fotografie, Druck- und Bildschirm-Grafik für ein breiteres, interessiertes Publikum aufbereitet. Die Themen sind überwiegend knapp und in einer sehr bildhaften Sprache abgehandelt, Fachtermini meidet der Autor.
    Turtschi beschränkt sich in seiner Darstellung nicht auf die Ebene der Gestaltung. So werden zum Beispiel im Kapitel "Planung" sämtliche Schritte bei der Herausgabe eines Printproduktes durchgespielt: Anhand eines Kundenmagazins stellt Turtschi von der redaktionellen Konzeption über das Anzeigenkonzept, Arbeitsablauf, Terminplanung, Budget bis hin zum Versand alle Sachverhalte dar.. Sogar für die gelungene Präsentation eines Zeitschriftenkonzepts bei einem Auftraggeber werden noch Tips geliefert ("Killerphrasen" S.112).

    Ob dieser Vielfältigkeit drängt sich dann doch zuweilen der Eindruck auf, dass ein erfahrener Dozent und Agenturchef hier seine didaktischen Zettelkästen ausgeschüttet hat. Zumal es wenig hilfreich ist, wenn das erste Kapitel "Medienwelt", zwar einen großen Bogen von der Keilschrift zum Internet spannt, jedoch hierin so umfassende Themen wie Mediengeschichte, Medienrecht, Pressesystematik allzu lapidar und ohne Berücksichtigung der Fachliteratur behandelt werden.
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    Recht

    Suhr, Oliver:
    Europäische Presse-Selbstkontrolle
    Baden-Baden: Nomos 1998. 118 Seiten, 39 DM, ISBN 3-7890-5680-4

    (vo) Diese Untersuchung ist am Europa-Institut der Universität des Saarlandes als juristische Magisterarbeit entstanden. Sie gibt einen guten deskriptiven Überblick über die bestehenden Pressekodizes und insbesondere über die Verfahren der Selbstkontrolle in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Der Autor wählt hierfür die Methode des Rechtsvergleich, der in der Tat besser geeignet ist, als eine sture Aneinanderreihung der verschiedenen Regelwerke. Den Begriff der Selbstkontrolle fasst Suhr hierbei weit, indem er alle von Verlegern und Journalisten gemeinsam oder einseitig definierten entsprechenden Regelwerke in seine Betrachtung einschließt. Nicht betrachtet werden hingegen Selbstkontrollsysteme, die wie in den Niederlanden auf einen ausgearbeiteten Kodex verzichten.

    Da diese Kodizes keine Gesetze sind, fehlt ihnen generell die Rechtsverbindlichkeit. Gerichtsentscheidungen dürfen sie daher nicht zugrunde gelegt werden. Suhr zeigt auf, dass bei allen Unterschieden in Regelungsumfang und Regelungsdichte die Regelungsgegenstände weitgehend übereinstimmen. Auch das Sanktionsinstrumentarium reicht übereinstimmend von der einfachen Mitteilung an die Beteiligten bis zur öffentlichen Rüge im eigenen Medium des Verursachers. Hinsichtlich der Effektivität der Selbstkontrolle, der Organisation und der Befolgung der Beschlüsse bestehen allerdings gravierende Unterschiede. Anders als in Deutschland gibt es z.B. in einigen europäischen Nachbarländern formelle Mindestanforderungen für den Rügenabdruck.

    Die europaweite oder gar internationale Harmonisierung der Presse-Selbstkontrolle ist trotz vieler Ansätze praktisch bislang nicht vorangekommen, insofern werden die jeweils nationalen Kodizes wohl auch im neuen Jahrtausend noch lange fortbestehen.

    Besonders hilfreich bei der Quellenanalyse ist schließlich der Hinweis des Autors auf die "journalism ethic"-Datenbank http://www.uta.fi/ethicnet. Hier finden sich in englischer Sprache die meisten der in Europa und weiteren Staaten vorhandenen Pressekodizes einschließlich Kontaktadressen und weiteren Links zum Thema.
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